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Seine Fans nennen ihn „Anführer der Kämpfer“.

Seine Fans nennen ihn „Anführer der Kämpfer“: Bola Tinubu. © Ben Curtis/dpa

Auf Nigerias Staatschef Bola Tinubu warten ein Schuldenberg, Korruption und eine katastrophale Sicherheitslage.

Bilder, wie sie Nigerias Bevölkerung offenbar liebt. Auf dem „Adlers Platz“ im Zentrum der Hauptstadt Abuja paradieren Soldaten, ihre Kommandeure reiten auf Schimmeln, Fahnen werden geschwenkt, eine Blaskapelle spielt auf. Auf der Tribüne drängelt sich Prominenz in bunten Gewändern, mittendrin ein älterer Herr mit Brille und strahlend weißem Boubou: Bola Tinubu, gewählter Präsident des westafrikanischen Staates, der am Pfingstmontag in sein Amt eingeführt wird. „Ein stolzer Tag für alle Nigerianer“, sülzt ein Kommentator.

Mehr als zwanzig Staatschefs, vor allem aus Afrika, sind angereist, um dem neuen Kollegen ihre Unterstützung zu signalisieren: Denn sein Job gilt als einer der undankbarsten der Welt. Mancher, wie Umaru Yar’Adua, hat ihn nicht überlebt; andere, wie Tinubus Vorgänger Muhammadu Buhari, sind während ihrer Amtszeit ernsthaft erkrankt. Auch dem 71-jährigen Tinubu wird eine labile Gesundheit nachgesagt. Nach seiner Wahl reiste er im Februar erst einmal nach London, um sich fit machen zu lassen – das braucht er jetzt auch.

Schließlich hinterließ ihm sein 80-jähriger Vorgänger Buhari den bevölkerungsreichsten Staat Afrikas in einem erbärmlichen Zustand. Nigerias Inflation liegt bei 22 Prozent, ein Drittel der Bevölkerung in arbeitsfähigem Alter ist ohne Job, fast die Hälfte der 210 Millionen Nigerianer:innen lebt unter der Armutsgrenze. Weil die Anlagen veraltet sind und ein guter Teil des schwarzen Goldes in dunklen Kanälen verschwindet, kann der einst größte Erdölstaat Afrikas kaum die Hälfte der ihm von der Opec zugesprochenen Menge exportieren: Das Land versinkt unter einem 150 Milliarden Dollar schweren Schuldenberg. Niemand weint Ex-General Buhari eine Träne nach.

Und alle hoffen, dass es „Jagaban“ („der Anführer der Kämpfer“, wie Tinubu von seinen Fans genannt wird) noch einmal schafft. Der einstige Buchhalter, dessen berufliche Qualifikation umstritten ist, hatte sich als Gouverneur der Hafenstadt Lagos vor 20 Jahren einen Ruf wie Donnerhall erworben: Er räumte dort mit dem Gangsterwesen auf, führte ein öffentliches Bussystem ein und vervierfachte die Steuereinnahmen. Und das alles, indem er eine Administration mit jungen Technokraten aufbaute und die alten korrupten Stadtväter in den Ruhestand schickte. Ob ihm dasselbe noch einmal gelingen wird, bezweifeln manche allein schon wegen seines fortgeschrittenen Alters. Andere verweisen auf die gigantischen Herausforderungen Nigerias, die selbst mit denen des Molochs Lagos nicht zu vergleichen seien. Dazu zählt vor allem die katastrophale Sicherheitslage: Der Nordosten des Landes wird noch immer von den Milizionären der islamistischen Boko-Haram-Sekte verheert, im Nordwesten pflegen „Banditen“ die Bevölkerung ganzer Dörfer zu entführen und im Zentrum des Landes liegen sich nomadische Viehzüchter und sesshafte Ackerbauern in den Haaren.

Erschwerend kommt hinzu, dass sich auch Tinubu mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert sieht, sogar mit Verwicklungen in den Rauschgifthandel. Gerichte werden in den kommenden Monaten außerdem entscheiden müssen, ob bei seiner Wahl im Februar alles mit rechten Dingen zuging.

Öl als Hoffnungsschimmer

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Für Tinubu gibt es nur einen Hoffnungsschimmer: Die Raffinerie Aliko Dangotes, des reichsten Manns Afrikas, die vor wenigen Tagen eröffnet wurde. Das 20 Milliarden Dollar teure Monster soll bald 100 Millionen Liter Treibstoff am Tag produzieren. Die Raffinerie wird den absurden Zustand beenden, dass Nigeria Treibstoff importieren musste, der aus seinem Rohöl gewonnen wurde – ein Irrwitz, an dem sich ganze Armeen an Mittelsmännern schadlos hielten. Tinubu will die Kosteneinsparung zum Anlass nehmen, die Benzin-Subventionen zu stoppen, die den Staat jährlich fast zehn Milliarden Dollar kosten: Bei demselben Vorhaben waren mehrere seiner Vorgänger glanzlos gescheitert.

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Author: Amanda Carroll

Last Updated: 1703155082

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